Zeitzeugin am GKM

„Ihr seid nicht verantwortlich für die Vergangenheit – aber für die Zukunft“

Absolut still war es in der Aula des GKM am Freitag, 18.07.2025, als die Holocaust-Überlebende Eva Weyl zu den rund 220 Schülerinnen und Schülern der Klassen 9-11 sprach und ihnen von ihrer Kindheit im Durchgangslager Westerbork berichtete: davon berichtete, wie mit perfekter Organisation der Eindruck vermittelt wurde, es gehe um Rekrutierung von Arbeitskräften; davon, wie jeden Tag wahllos Kinder, Frauen und Männer auf eine Liste gesetzt wurden zum Abtransport nach Auschwitz und in andere Vernichtungslager; und davon, wie viel Glück sie und ihre Mutter hatten, als sie gleich fünfmal dem Abtransport durch zufällige Wendungen und Zwischenfälle im letzten Augenblick entkamen.

Dabei sprach die inzwischen 90-Jährige ihr junges Publikum immer wieder direkt an mit dem eindringlichen Appell, jedweder Form von Diskriminierung entgegenzutreten: „Ihr jungen Leute, stellt euch einfach vor: Die Freunde, mit denen wir gestern noch gespielt haben, wurden plötzlich aussortiert und mussten plötzlich als Feinde behandelt werden – nur weil sie Juden waren oder Sinti oder einer anderen Gruppe angehörten, die jetzt als minderwertig galt.“ Frau Weyl schloss ihre eindrucksvolle und berührende Darstellung mit einem „Auftrag“ an die junge Generation: „Ihr seid nicht schuld an dem, was in Deutschland passiert ist. Ihr seid nicht verantwortlich für die Vergangenheit. Aber ihr seid verantwortlich für die Zukunft: Ich bin eine Zeitzeugin – ihr seid jetzt meine Z-w-eitzeugen!“

Geschichtslehrer Herr Reiser, der den Kontakt zu Frau Weyl hergestellt hatte, moderierte im Anschluss eine Fragerunde, in der die Schülerinnen und Schüler ihre ganz persönlichen Fragen stellen konnten, auf die Frau Weyl ausführlich und mit großer Sympathie für die junge Generation einging.
Mit anhaltendem Applaus brachte das Publikum Frau Weyl seinen Respekt und seinen Dank für ihr großartiges Engagement zum Ausdruck.

C. Brechtelsbauer

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